Anne: Mich hat die Kunst in meinem Leben in einer positiven Art begleitet: Als Kind standen mir im Atelier meiner Mutter Farben, Ton und viele Materialien zum kreativen Umgang damit immer zur Verfügung. Je älter ich wurde, desto mehr haben mich die Bilder von berühmten KünstlerInnen interessiert. Kunstgeschichte zu studieren, war daher für mich keine Frage. Nach und nach habe ich dann viele Aspekte hinter der Kunst in Museen und Auktionshäusern kennen gelernt und ein Kulturmanagement Studium hinzugefügt.
Bei meiner Arbeit in einer Kunstspedition kann ich nun darauf aufpassen, dass die wertvolle Kunst sicher von einem Museum in das andere oder von den Auktionshäusern zu den Sammlern kommt.
Das KunstPostProjekt ist in der Elternzeit meines dritten Kindes entstanden. Ich will damit meinen Kindern die Kunst ebenso nahe bringen, wie ich es erlebt habe.
7Punkt gehört zwar zu der Gruppe der Marienkäfer, ist aber ein ganz besonderes Exemplar. Er trägt eine Jeans aus dem Bestand von Annes Kinderkleidung. Die rote Haare machen ihn lustig und frech. Seine leuchtend orangenen und roten Flügel sind mit 7 Punkten bestückt, ein Zeichen für besonders viel Glück. Auffallend ist seine blaue Nase und die Umwickelung seiner Fühler mit blauem Draht. Die wachen Augen wurden unterlegt mit einem Stoff aus der Stoffkollektion von Evas Vater (Stoffkollektion Eckl). 7Punkt betrachtet die Kunst eher emotional und manchmal auch kritisch.
Eva: Schon immer konnten Kunstwerke mich überraschen und berühren. So bin ich selbst Künstlerin geworden. Lange Jahre habe ich für einen Kölner Kulturverein (philosophiekunst e.V.) Führungen in vielen Museen, Reisen in europäische Städte oder den Besuch der Biennale in Venedig und der documenta in Kassel durchgeführt. Ich fühlte mich beschenkt und wollte dies an andere weitergeben. Inzwischen bin ich nicht mehr vollzeitig berufstätig und als fünffache Großmutter liegt es nahe, nach vielen Jahren des Kunstdialogs mit Erwachsenen nun dieses Kunstprojekt für Kinder zu gestalten. Ich freue mich über die offene Art, wie Kinder Kunst begegnen, und beginne selbst wieder zu staunen. Auch das Fragen-Stellen möchte ich neu lernen. Meine Vision ist es, jenseits von vorgefertigten Mustern einen lebendigen Austausch zwischen Kunstbegeisterten aller Altersstufen zu initiieren.
Kringelohr hat ein graues „Fell“ mit roten, grünen und gelben Punkten. Früher wurde dieses „Fell“ von Eva als Strumpfhose getragen. Die großen lila Ohren kringeln sich. Bei Kringelohr geht das Gesagte nicht da hinein und da wieder heraus. Alles Gehörte wird gedreht, gewendet und sehr lange behalten. Von der kleinen Nase Kringelohrs windet sich ein leuchtend gelber Draht bis zu seinen Ohren. Das von Anne entworfene Gewand wurde aus den geerbten Stoffen (Stoffkollektion Eckl) gefertigt. Allerdings hat gerade dieser Stoff noch eine besondere Geschichte: Eva verwendete ihn für ein Kunstwerk ihrer Ausstellung „Stühle“ (2010) und zwar für den „Einhornstuhl“.
Die Idee, eine reale KunstPostStation einzurichten, kam uns im Laufe der Projektplanungen und wir haben sie dann mit viel Liebe zum Detail im Gartenhaus in Annes Garten eingerichtet. Hier ist der Ort, wo die Briefe mit den Kunstpostkarten vorbereitet werden, die Gespräche unserer beiden Hauptdarsteller 7Punkt und Kringelohr stattfinden, das große Zeit-Tableau hängt und wir die Möglichkeit zu einer Art „pflanzlichem Internet“ in Form einer Rose geschaffen haben. Die Rose wurde 2003 von Eva als Bild gestaltet. Auf einen 84 x 84 cm großen Holzuntergrund hat Eva mehrere Papierschichten aufgetragen und die Rose mit Pastellkreide gemalt. Für die Filmaufnahmen haben wir die Rose um Mund und Augen ergänzt.